Mohannad Hatoom – Mitarbeiter des BRK Patientfahrdienstes – hielt im vergangene Monat seinen Vortrag über seine Arbeit im syrischen Roten Halbmond und seinen Weg nach Deutschland. Ein spannender Einblick über den Tellerrand der nationalen Rot-Kreuz-Arbeit und die kleinen Unterschiede der Rot-Kreuz-Strukturen in Syrien.
Mohannad Hatoom engagiert sich seit seinem fünfzehnten Lebensjahr für den Roten Halbmond in Syrien und durchlief dabei Ausbildungen mit den Schwerpunkten der Ersten Hilfe und des Katastrophenschutzes. Zu einem seiner ersten Einsätze gehörte unter anderem die Hilfe bei der Versorgung von Flüchtlingen während des Krieges im benachbarten Libanon im Jahr 2006. Ab 2009 war Mohannad Hatoom im Rettungsdienst tätig und leitet ein Ambulanzteam. Seiner Tätigkeit für den Roten Halbmond blieb er auch während seines dreijährigen Studiums des Faches Jura und als Übersetzer der englischen Sprache treu und engagierte sich neben seinem Studium als Freiwilliger.
2010 schloss Mohannad Hatoom die Ausbildung zum Ausbilder in der Ersten Hilfe, als einer der jüngsten Ausbilder in Syrien ab. Bereits im darauf folgenden Jahr zog Mohannad Hatoom nach Damaskus um und bildete dort die Zivilbevölkerung in den Maßnahmen der Ersten Hilfe aus. Zu dieser Zeit nahmen auch die bewaffneten Konflikte in Syrien zu, weshalb die Ausbildung der Zivilbevölkerung als Erst Helfer intensiviert wurde. Rund 3.000 Menschen hat er in seiner Zeit als Ausbilder der Ersten Hilfe ausgebildet. 2011 nahm er zu dem eine Beschäftigung im Krisen- und Katastrophenmanagement an und führte in den Jahren von 2011 bis 2015 mehrere Hilfskonvois in syrische Städte (Bosra, Daraa und Homs), die durch Kampfhandlungen von der Außenwelt abgeschnitten worden waren. Bei diesen humanitären Missionen wurde Mohannad Hatoom mehrfach im Einsatz verletzt. Neben seinen Aufgaben als Führer von Hilfskonvois war Mohannad Hatoom zu dieser Zeit auch als Teamleiter der örtlichen Leitstelle des Syrischen Rettungsdienstes zuständig und steuerte die Einsätze seiner Mitarbeiter im Einsatz und bei Großeinsatzlagen.
2015 brach Mohannad Hatoom mit dem Ziel Norwegen nach Europa auf, um dem Einzug zum syrischen Militär zu entgehen. Den Dienst im Militär konnte er nicht mit seinen, durch die Rotkreuz-und-Rothalbmond-Gesellschaften geprägten Grundsätzen vereinbar ist. In Norwegen stand ihm eine Beschäftigung im dortigen Rettungsdienst in Aussicht. Da die norwegische Regierung nach den Terroranschlägen 2015 in Paris jedoch dir Grenzen schloss, „strandete“ Mohannad Hatoom in Deutschland.
Durch Zufall geriet er in Kontakt mit der Integrierten Leistelle Bayreuth/Kulmbach und deren Betreiber, dem BRK Kreisverband Bayreuth. Dank seiner großen Erfahrung im Tätigkeitsbereich des Roten Kreuzes gelang es ihm dort schnell Fuß zu fassen. So arbeitet Mohannad Hatoom, nach einem Praktikum in der ILS und seinem Bundesfreiwilligendienst im Patientenfahrdienst, mittlerweile als festangestellter Mitarbeiter im Patientenfahrdienst des BRK Kreisverbandes Bayreuth.
Mohannad Hatooms Werdegang in Syrien und hier bei uns in Deutschland, ist nicht nur der Beweis für gelungene Integration, sondern auch für die grenzenlos geltenden Grundsätze der Rotkreuz-Rothalbmond-Bewegung und ihrer hohen Bedeutung für die Menschen in der Welt.