Bergung eines (fiktiv) Verletzten durch zwei Bergwachtmänner mit der Gebirgstrage am Steilhang
Bergrettung durch die Bergwacht findet nicht nur im Hochgebirge statt. Am letzten Sonntag übten auf dem Gipfel des Ochsenkopf im Fichtelgebirge fast 40 Bergwachtmänner und -frauen die Versorgung und Rettung von Schwerverletzten.
Wanderer und Mountainbiker, die den schönen Sonntag nutzten, um noch einmal einen Ausflug in das herbstlich schöne Fichtelgebirge zu machen, staunten über die Vielzahl von Einsatzfahrzeugen der Bergwacht, die an der Bergstation der Ochsenkopfseilbahn parkten und die vielen Frauen und Männer der Bergwacht in ihrer blauroten Ein- satzkleidung. Doch es war kein Echteinsatz, vielmehr eine der mehrmals im Jahr stattfindenden Übungen, die für alle Angehörigen der Bergwacht Pflicht ist, um den Status als „aktive Einsatzkraft“ aufrecht zu erhalten.
An dem Sonntag stand die Versorgung und Rettung von Schwerver- letzten in unwegsamem Gelände auf dem Übungsplan.
Wanderer und Mountainbiker bewegen sich nicht immer auf gut befahrbaren Waldwegen, sie benutzen auch unwegsame Pfade oder halten sich auch manchmal (was sie an sich aus Gründen des Naturschutzes vermeiden sollten) außerhalb der regulären Wege auf. Da passiert es auch, dass sie schwer stürzten oder sogar einen steilen Hang mehrere Meter hinab fallen und sich dabei schwer verletzen.
Immer dann, wenn ein Fahrzeug des Rettungsdienstes oder der Be- reitschaften des Bayerischen Roten Kreuzes nicht nur befestigte Wege befahren müsste, um zur Einsatzstelle zu gelangen, heißt das Alarm für die Bergwacht im Bayerischen Roten Kreuz. Dann rücken die Männer und Frauen der Bergwacht mit ihren extrem geländegängigen Einsatzfahrzeugen aus, oft müssen sie auch längere Strecken zu Fuß mit der sogenannten Gebirgstrage zum Einsatzort laufen und ihre Einsatzausrüstung im Rucksack mit sich führen. In dem bis zu 20 Kilo schweren Einsatzrucksack werden dann neben der Grundaus- rüstung medizinisches Material und lange Seile und Haken, die für die Verletztenrettung notwendig sind, mitgeführt.
Nach der Rettung und Erstversorgung des Patienten wird dessen so- genannte Transportfähigkeit hergestellt. Je nach Unfallort wird der Verletzte dann entweder mit der Gebirgstrage (einer Trage mit einem großen Rad in der Mitte und Griffen vorne und hinten, an denen die Einsatzkräfte die Trage durch das Gelände schieben bzw. ziehen kön- nen), zu einem Fahrzeug der Bergwacht gebracht, mit dem der Verletzte dann zum auf festen Wegen wartenden Rettungswagen oder zum Landeplatz eines Rettungshubschraubers gefahren werden kann. In erforderlichen und geeigneten Fällen (Zustand des Patienten, Flugwetter) kommt es aber auch vor, dass der Verletzte mit einem Rettungshubschrauber, der eigens mit einer Außenwinde ausgestattet ist, aus der Luft mit einem langen Seil aus der Luft gerettet und ausgeflogen wird.
In fünf unterschiedlichen Stationen waren bei der Übung Verletzte zu behandeln, zu bergen und teilweise zu einem Fahrzeug oder an einen Ort zu bringen, an dem fiktiv ein Rettungshubschrauber hätte landen können.
Schwerpunkt der Übung war neben der Behandlung der schwerstverletzten polytraumatisierten Patienten oder der Anwendung der Frühdefibrillation bei einem Herzinfarkt, der Aufbau von teilweise komplizierten Seilkonstruktionen, um den Verletzten, der auf der Gebirgstrage gelagert wurde, einen steilen Hang heraufziehen oder aus einer Schlucht retten zu können.
Im Ernstfall ist es hier wichtig, dass bei den Männern und Frauen der Bergwacht jeder Handgriff sitzt, dass sie wissen, welches Seil sie mit welchem Knoten oder welchem Haken um einen Baum schlingen können und wie mit der vorhandenen Ausrüstung ein Seilzug konstruiert werden kann, um die bis zu einer Vierteltonne schwere Gebirgstrage (Verletzter, Bergwachtmann oder -frau und Gebirgstrage sowie Ausrüstung) den steilen Hang heraufziehen oder aus der Schlucht bergen zu können.
Die Mitglieder aus der Bergwachtregion Fichtelgebirge, die aus den Bereitschaften Bischofsgrün, Bayreuth, Rennsteig, Weißenstadt, Schwarzenbach am Wald und Wunsiedel kamen, waren mit großem Engagement und sichtbarer Freude an der Arbeit dabei und erledigten ihre Aufgaben mit Bravour.
„Wieder einmal haben die ehrenamtlichen Männer und Frauen der Bergwacht der Region Fichtelgebirge ihren hohen Leistungsstand und das große Engagement, mit der sie ihre wichtige Arbeit für die Allgemeinheit verrichten, bei der Übung unter Beweis gestellt. Die Wande- rer und Mountainbiker in Oberfranken, aber auch im restlichen Bayern können sich sicher sein, dass bei einem Unfall abseits der Straßen schnelle und kompetente Hilfe durch die Bergwacht im Bayerischen Roten Kreuz zur Verfügung steht“, so der Regionalleiter der Bergwachtregion Fichtelgebirge Dr. Christopher Häfner.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Übung am Ochsenkopf
Text & Bild: Thomas Janovsky